Gesundheit
29.08.2023

Interview mit Alexandra Herbez, Gründerin der Arthanis Foundation

Die ARTHANIS FOUNDATION ist eine gemeinnützige Stiftung, die kranken Menschen oder Menschen mit Behinderung Zugang zur Hilfe durch einen Assistenzhund gibt. Die Stiftung bildet Assistenzhunde aus, stellt sie ohne Gegenleistung einer hilfsbedürftigen Person zur Verfügung und sensibilisiert die Öffentlichkeit für deren Nutzen.

Animalia unterstützt die Arthanis Foundation mit einer Spende und stellt die Stiftung in einem Newsletter vor. Wir haben mit Direktorin Alexandra Herbez über Hunde, die Menschen in schwierigen Situationen helfen, und die Stiftung im Allgemeinen gesprochen. Erfahren Sie hier mehr dazu.

Wer braucht Assistenzhunde?

Unsere Hunde sind für Kinder und Erwachsene mit Behinderungen, Epilepsie, Typ-I-Diabetes, Narkolepsie oder Autismus-Spektrum-Störungen bestimmt.

Wie verläuft die Ausbildung der Assistenzhunde?

Als erstes erfolgt eine sorgfältige Auswahl der Welpen, basierend auf ihrem Temperament, ihrer Gesundheit und anderen Kriterien, um festzustellen, ob sie sich als Assistenzhunde eignen.

Im ersten Lebensjahr werden die Welpen von freiwilligen Pflegefamilien betreut. So werden sie sozialisiert und einer Vielzahl von Umgebungen ausgesetzt: Stadt, Land, Einkaufszentren, öffentliche Verkehrsmittel und Restaurants, etwa.

Mit etwa 18 Monaten kehrt der Hund zur gezielten Ausbildung zur Stiftung zurück. Diese Ausbildung richtet sich nach den Aufgaben, die der Hund mit der zukünftigen Halterin oder dem zukünftigen Halter zu erledigen hat. Ein Assistenzhund für Personen mit eingeschränkter Mobilität kann beispielsweise lernen, Türen zu öffnen und zu schliessen, Gegenstände aufzuheben, die Waschmaschine zu leeren oder jemandem beim Ausziehen zu helfen. Ein Hund, der für eine Person mit Epilepsie bestimmt ist, lernt, den Anfall zu melden, kurz bevor dieser anfängt, damit sich die Person in Sicherheit bringen kann. Er kann auch Hilfe holen, eine Medikamententasche bringen oder andere nützliche Aufgaben erledigen.

Unsere Hunde sind individuell ausgebildet, angepasst an die spezifischen Bedürfnisse ihrer zukünftigen Partnerin oder ihres zukünftigen Partners.

Bevor sie an ihre Halterin oder ihren Halter übergeben werden, werden die Hunde in strengen Tests bewertet, um sicherzustellen, dass sie für alle Fälle bereit sind und dass sie ihre Aufgaben zuverlässig erfüllen können.

Nach der Ausbildung werden die Hunde ohne Gegenleistung den neuen Halterinnen und Haltern zugeteilt. Vor der Zuteilung des Hundes erfolgt eine 10- bis 15-tägige Übergabe- und Anpassungsphase, zunächst am Ausbildungsort der Stiftung und danach im Umfeld der neuen Halterin. Wir achten darauf, dass es zwischen dem Hund und der neuen Halterin «funkt», wenn wir unsere Duos bilden.

Das Duo wird nach der Übergabe des Hundes regelmässig betreut, um sicherzustellen, dass es beiden Seiten wohl ist und die Kompetenzen des Hundes an die sich häufig ändernden Bedürfnisse des Halters anzupassen.

Wie lange dauert die Ausbildung eines Assistenzhundes?

Die Ausbildung eines Assistenzhundes dauert 18 bis 24 Monate, je nachdem, wie komplex seine zukünftigen Aufgaben sind, und je nach Reife sowie Lernfähigkeit.

Wie viele Hunde bilden Sie aus?

Dieses Jahr haben wir mehr als 20 Hunde in Ausbildung oder in unseren Pflegefamilien und wir erwerben das ganze Jahr über neue Welpen. Es fällt uns schwer, dem steigenden Bedarf gerecht zu werden.

Warum sollte die Öffentlichkeit für den Nutzen von Assistenzhunden sensibilisiert werden?

Durch die Sensibilisierung für die Vorteile eines Assistenzhundes wird die Gesellschaft inklusiver, empathischer und ist besser informiert. Bei der Sensibilisierung wird deutlich gemacht, wie wichtig diese Tiere für viele Menschen sind, und sie trägt dazu bei, Respekt und Verständnis unter allen Bürgerinnen und Bürgern zu schaffen, unabhängig davon, ob sie eine Behinderung oder Krankheit haben oder nicht.

Dank der Hunde kommen einfacher Gespräche zustande, und sie können den sozialen Zusammenhalt fördern, da ein besseres Verständnis für die Herausforderungen erworben werden kann, mit denen Halterinnen und Halter konfrontiert sind.

Indem wir die Öffentlichkeit über die Rollen und Vorteile von Assistenzhunden informieren, können wir Situationen vorbeugen, in denen Personen mit ihrem Begleithund oftmals wenig empathisch auf die Anwesenheit ihres Vierbeiners angesprochen oder auf ihn aufmerksam gemacht werden.

Abgesehen von den Spenden, wie kann man der Stiftung sonst noch helfen?

Neben den Pflegefamilien suchen wir regelmässig Freiwillige, z. B. für Sensibilisierungskampagnen, die Organisation von Events, die Suche nach Sponsoren und Mäzenen. Jede Hilfe, mit der wir unsere Aktivitäten ausbauen können, ist willkommen und wir freuen uns immer, neue Freundinnen und Freunde in unserer freundlichen Atmosphäre willkommen zu heissen.

Wie kann man eine Pflegefamilie werden?

Sie können sich über unsere Website als Pflegefamilie melden. Die Funktion der Pflegefamilien ist zwar sehr anspruchsvoll, aber auch dankbar. Die Trennung von dem Welpen kann zwar schwierig sein, sie wird aber durch die Genugtuung ausgeglichen, dass der Hund eine wichtige Rolle im Leben eines Menschen spielen wird, der auf seine Hilfe angewiesen ist. Wir sind immer auf der Suche nach Pflegefamilien, denn ohne sie können wir nicht funktionieren.

Warum haben Sie diese Stiftung gegründet?

Die Stiftung entstand aus dem Wunsch, die Beziehungen zwischen Mensch und Hund zum Nutzen der Schwächsten von uns zu stärken. Und wenn ein Assistenzhund der Weg zu einem besseren Leben ist, dann hat die Arthanis Foundation ihr Ziel erreicht.

Erfahren Sie hier mehr über die Arthanis Foundation: Arthanis Foundation

Alexandra Herbez, Gründerin der Arthanis-Stiftung, mit einem der Hunde der Stiftung