Gesundheit
17.11.2020

Der MDR1-Defekt beim Hund

Beim MDR1-Defekt handelt es sich um einen gefährlichen Gendefekt, von dem bestimmte Hunderassen betroffen sind. Besitzer eines Hundes einer dieser Rassen sollten daher unbedingt wissen, ob ihr Liebling diesen Gendefekt aufweist, der eine Überempfindlichkeit gegenüber gewissen Arzneistoffen zur Folge hat. Werden diese bei betroffenen Hunden angewendet, kann es nämlich zu einer Vergiftung kommen. In diesem Artikel erklären wir, was der MDR1-Defekt ist, wie sich feststellen lässt, ob ein Hund betroffen ist und wie mit diesem Gendefekt umzugehen ist.

Was ist der MDR1-Defekt?

Das MDR1-Gen (Multi Drug Resistance, also die Resistenz gegenüber mehreren Arzneistoffen) ist ein Transporter, der für das zentrale Nervensystem potenziell schädliche Fremdstoffe aus der Zelle pumpt. Bei einem MDR1-Defekt fehlt dieser Transporter und der Schutz funktioniert nicht. In der Folge sammeln sich im Nervensystem des betroffenen Hundes bestimmte Substanzen an, die eine Gefahr für ihn darstellen, selbst dann, wenn nur eine übliche Arzneimitteldosis verabreicht wird.

Welche Rassen sind betroffen?

Zu den am häufigsten betroffenen Hunderassen zählen der Collie, der Australian Shepherd, der Sheltie, der Weisse Schweizer Schäferhund, der Border Collie sowie Hunde, die aus Kreuzungen dieser Rassen hervorgehen. Die Wahrscheinlichkeit, dass diese Hunde eine oder zwei Kopien des mutierten Gens tragen, ist sehr hoch. Der MDR1-Defekt kann mit einem Gentest nachgewiesen werden. Dazu nimmt der Tierarzt einen Mundschleimhautabstrich vor, den er zur Untersuchung an ein spezialisiertes Labor sendet. Es wird empfohlen, seinen Hund auf jeden Fall auf den MDR1-Defekt testen zu lassen, da dieser eine tödliche Gefahr darstellen kann.

Wozu dient der Test?

Der MDR1-Defekt ist nicht heilbar. Die einzige Möglichkeit, ein betroffenes Tier nicht in Gefahr zu bringen, besteht darin, ihm keine Arzneimittel zu verabreichen, auf die es überempfindlich reagiert. Ist unklar, ob der Hund den Gendefekt trägt oder nicht, verzichtet der Tierarzt vorsichtshalber auf die Verabreichung von Medikamenten, die durch den MDR1-Gendefekt gefährlich werden können. Wurde ein Hund auf den Defekt getestet, wird das Ergebnis in den Gesundheitspass des Tieres eingetragen, was hilft, das Tier – insbesondere in Notfällen – angemessen behandeln zu können. Zum Beispiel kann bei einem Hund, von dem man weiss, dass er Träger des MDR1-Defekts ist, eine Arzneimittelvergiftung schneller erkannt werden. Weiss der Tierarzt hingegen, dass der Hund den Gendefekt nicht trägt, kann er im Falle einer notwendigen Behandlung ohne Einschränkungen das passende Medikament wählen.

Welche Medikamente können gefährlich sein?

Die Moleküle, die für vom MDR1-Defekt betroffene Tiere ein Risiko darstellen, sind in zahlreichen, häufig verwendeten Arzneimitteln enthalten: Anti-Brechmittel (Loperamid, Domperidon), gewisse Schmerzmittel und antiparasitäre Mittel aus der Gruppe der Avermectine und Milbecyme. Manche dieser Arzneimittel, wie die antiparasitären Mittel, sind ohne Rezept erhältlich. Dem Hundebesitzer obliegt die Verantwortung, die Medikamente sorgfältig zu wählen und zu beobachten, ob der Hund nach der Verabreichung Anzeichen einer Vergiftung aufweist.

Was tun bei einer Vergiftung?

Die Vergiftungszeichen treten innerhalb von zwei Tagen nach der Verabreichung des Medikaments auf. Zu den Symptomen zählen nervöse Störungen, Gleichgewichtsverlust, Zittern, Krampfanfälle bis hin zum Koma. Ausserdem können Verdauungsstörungen (Sabbern, Erbrechen usw.) und Augenbeschwerden (zum Beispiel erweiterte Pupillen) auftreten. Die Vergiftung kann sogar bis zum Tod des Tieres führen. Bei den ersten Anzeichen muss der Hund unverzüglich zum Tierarzt gebracht werden, damit dieser ihn schnellstmöglich behandeln kann. Ist Ihr Tierarzt nicht im Dienst und müssen Sie Ihren Hund deshalb zu einem anderen Tierarzt bringen, vergessen Sie auf keinen Fall darauf, ihn darüber zu informieren, ob das Tier Träger des MDR1-Gendefekts ist, um eine schnelle und sichere Versorgung zu gewährleisten.